Die Bäume blühen und duften, die Vögel zwitschern, diese Wiesen sind überall grün.
Die Paghman-Bergen nahe Kabul sind dagegen an der Spitze weiß - immer noch bedeckt von dem Winterschnee. Das malt ein traumhaft schönes Bild von der Landschaft. Weiß und grün, weiß in grün!
In der Wahlkommission wird eifrig gezählt. Jetzt wurde das bisher Gezählte bekannt gegeben: Nach dem Ergebnis der gezählten 10% der Stimmen liegt Dr. Abdullah an der Spitze mit 41,9%, gefolgt von Dr. Ashraf Ghani (37,6%) und Dr. Rassul (9,8%). Es heißt aber, dass es Ungereimtheiten gegeben haben soll.
Trotz all der Ungereimtheiten steht ein wirklich positives Ergebnis der Wahl schon fest: Es haben mehr als 30% Frauen ihr Kreuzchen gemacht. Das mag auf dem ersten Blick für westliche Verhältnisse nichts Besonderes sein, doch für Afghanistan schon.
Wenn man bedenkt, dass Frauen in den Distrikten und Dörfern jeglicher Rechte beraubt werden, sie am öffentlichen Leben und der Tagespolitik überhaupt nicht teilnehmen (dürfen), ist das schon bedeutend. Ihre Beteiligung ist ein klares Zeichen, dass afghanische Frauen ihr Land politisch mitbestimmen wollen! Zudem machten einige starke Politikerinnen aktiv Wahlkampf. Die bekannteste ist Habiba Sorabi, die ehemalige Gouverneurin der Provinz Bamyan.
Die international bekannte afghanische Parlamentarierin Fawzia Koofi hatte angekündigt, sich als Präsidentschaftskandidatin aufzustellen, doch sie hat davon Abstand genommen, weil es zu früh sei. Sie wartet bis 2019, bis die junge Generation, die aufgeschlossen wäre für ihre modernen politischen Ideen sind, wählen können und die jetzigen mächtigen Warlords nicht mehr (stark) an der Macht sind. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Parlamentarierin Mariam Koofi, die ältere Schwester von Fawzia, von einem bewaffneten Mann schwer verletzt wurde.
Schöne Fotos zu den Wahlen findet ihr hier:
http://www.bbc.com/news/world-asia-26893972
David Majed, Kabul
So viel zur aktuellen Situation in Kabul, nun ein Wort zu den emanzipierten Frauenfiguren in unserem Roman:
Tante Farida, die Schwester von Mahboobs Mutter, ist eine von ihnen.
Mahboob erinnert sich an sie, ihre klirrenden Armreifen, ihr rauhes Lachen ...
Tante Farida war sehr "modern". Meinem Vater verschlug es die Sprache, wenn sie sich in seinem Beisein ungeniert eine Zigarette anzündete. Wenn sie den eigenwilligen Kopf in den Nacken legte und den Rauch an die Decke blies. Sie hatte große dunkelbraune Augen und sehr kräftiges, dichtes Haar, das ihr auf die Schultern fiel; zur Arbeit bändigte sie es mit einer Haarspange, die sie oft bei uns abnahm, so dass ich zusehen konnte, wie ihre Mähne auseinandersprang. Diesen Auenblick liebte ich ganz besonders.
(I, 8)
Tante Farida hat in den sechziger Jahren, als die Sowjets das Land bestimmten, aber auch Franzosen, Amerikaner und Deutsche im Land Entwicklungsprojekte finanzierten, Universitäten bauten und für die Bildung von Frauen eintraten, eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Als Mahboob klein ist, also Anfang der siebziger Jahre, arbeitet sie im Krankenhaus.
Sie erzählt Mahboobs Mutter von allem, was sie dort erlebt und was ihr zu Ohren kommt, vor allem, als sich Ende der siebziger die Situation unter den Sowjets, die immer mehr Macht im Land gewinnen, verschärft...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen