Mittwoch, 31. Dezember 2014

Die erste Lesung seit dreißig Jahren in Kabul

 Am 19.11.2014 fand unsere erste Lesung außerhalb Deutschlands, nämlich in Kabul statt. Die Lesung wurde in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Kabul, Kabuler Universität und Afghan Films organisiert. Es kamen deutsche Entwicklungshelfer, deutsche-afghanische  Experten, afghanische Deutsch-Studenten und Dozenten der deutschen Fakultät.

Vor dem Lesen zeigte „Afghan Films“ einen historischen Kurzfilm aus der Zeit direkt nach der Machtübernahme durch das kommunistische Regime aus dem Jahr 1979.



Prof. Behbud und Thomas Wiebierzbicki
 Der Fakultätsleiter Prof. Behbud sagte in seiner Eröffnungsrede, dass dies die erste literarische Lesung seit 30 Jahren sei. 
 Verschenkt wurden zwei Exemplare des „Der Himmel ist ein Taschenspieler“, die jetzt in der literarischen Reihe der Deutsch-Fakultät platziert sind.
 Gerade für die afghanischen Deutsch-Studenten war es spannend zu erfahren, mit welchen tiefen Gefühlen die Exil-Afghanen in die „Heimat“ zurückkehren. Nach dem Vorlesen antwortete David Majed die Fragen der Zuhörer.
 Anschließend aßen die Gäste leckeres Qabuli (Basmati-Reis mit Lammfleisch, hauchdünngeschälte Möhren, Rosinen und Mandeln) und plauderten lange.  



Freitag, 24. Oktober 2014

Afghanistans First Lady: Rula Ghani


Afghanistan ist immer für eine Überraschung gut. Zum ersten Mal in der afghanischen Geschichte ist die Ehefrau eines Staatspräsidenten keine Afghanin, sondern eine libanesische Christin. Zum ersten Mal seit 30 Jahren ist die Frau eines afghanischen Staatschefs in der Öffentlichkeit zu sehen. Zum ersten Mal dankt ein afghanischer Staatspräsident in der Öffentlichkeit seiner Frau für ihre jahrelange Unterstützung.
Rula Ghani hat sich auf die Fahne geschrieben, afghanische Frauen zu unterstützen, dass sie mehr Gehör, Respekt, Bildung und Eigenständigkeit in der Gesellschaft finden. Sie hat hierfür bereits ein Büro im Präsidial-Palast, dem sogenannten Arg, eröffnet. Sie möchte das Gehör der afghanischen Frauen sein und deren politischen Forderungen an ihren Mann weitergeben.
Rula traf Ashraf Ghani zum ersten Mal Anfang der 70iger, wo sie beide an der Amerikanischen Universität in Beirut Politikwissenschaften studierten. Rula Ghani war zuvor an dem renommierten Politischen Institut in Paris, wo sie sich den studentischen Protestbewegungen der 68iger angeschlossen hatte. Als sie in den Libanon zurückgekehrt war, ging sie in den Süden des Landes schloss sich einer freiwilligen Gruppe an, um die Schulen zu bauen.
Nachdem Ashraf sein Studium abgeschlossen hat, kehrte er 1974 zurück nach Kabul. Sie  begleitete ihn, um seine Heimat kennenzulernen. Die Eltern von Rula hatten Bedenken, ihre Tochter in ein fremdes Land zu lassen und so lud Ashraf Ghani ihren Vater in das berühmte Inter Continental Hotel ein. Die Familie von Ashraf Ghani fuhr von der nahe gelegenen Stadt Jalalabad nach Kabul, damit die Familien sich begegnen – so wie es traditionell Brauch war. Ihr Vater gab schließlich seinen Segen zur Hochzeit und so blieben die beiden bis 1977 in Kabul. In diesem Jahr erhielt Ashraf Ghani ein Masterstudiengang-Stipendium an der Columbia University. Als 1979 die rote Armee in Afghanistan einmarschierte, blieben beide in den USA.
Rula Ghani spricht inzwischen fließend die Landessprache Dari.
Rula und Ashraf Ghani haben eine Tochter (Mariam, 36 Jahre) und einen Sohn (Tarek, 28 Jahre).
David Majed, Kabul

Hier ein Foto von Rula Ghani und ihrem Mann:

http://www.nbcnews.com/news/world/will-afghan-leader-ashraf-ghani-bow-pressure-hide-his-wife-n210331

Sonntag, 28. September 2014

Anahita Ratebzad - Erinnerungen an eine starke afghanische Frauenrechtlerin und Politikerin





Anahita Ratebzad, Kabul zu Beginn der 1980er


Anahita Ratebzad wurde wahrscheinlich im Jahre 1930 in der Nähe von Kabul geboren. Sie besuchte bis 1947 das Malalai-Gymnasium in Kabul. Sie erhielt dann ein Stipendium von der Chicago School of Nursing. Nach ihrer Rückkehr aus den USA leitete sie den Krankenpflegedient im Kabuler Frauenkrankenhaus. 1957 schrieb sie sich als Medizin-Studentin an der Kabuler Universität ein. 1963 schloss sie ihre Promotion mit Dr. med. ab. Damit war sie eine der wenigen Ärztinnen landesweit. 

Nach ihrem Studium widmete sie sich voll und ganz der Politik. 1965 erhielten die afghanischen Frauen zum ersten Mal das aktive und passive Wahlrecht. Sie stellte sich zur Wahl und wurde in das afghanische Parlament gewählt. Frauenförderung, Bildung für Alle und soziale Gerechtigkeit lagen ihr sehr am Herzen.  
Sie gründete die Demokratische Frauenbewegung, die sich in der männerdominierten Gesellschaft für die Stärkung der Rechte der Frauen einsetzte.


Kabul, Ende der 1970er


Kabul, Anfang der 1990er
Nach der Machtübernahme durch die kommunistischen Parteien 1978 wurde sie zur  Sozialministerin ernannt, danach war sie viele Jahre Bildungsministerin. Mit ihrer Unterstützung wurde erreicht, dass - zumindest in den Städten - Frauen in der Gesellschaft, in der Politik und in der Berufswelt gleichberechtigt behandelt wurden. Eine ihrer Errungenschaften war die Schaffung des Frauenministeriums, das bis heute besteht.

Nach dem Sturz der Sowjetunion 1992 verlor das kommunistische Regime den Kampf gegen die moslemischen Mujaheddin. Anahita Ratebzad floh zunächst nach Russland blieb bis 2001. Sie reiste 2001 in die Bundesrepublik ein und lebte bis zum ihren Tod in Deutschland.

Anahita Ratebzad war mit einem Hochschullehrer verheiratet und hatte drei Kinder.

Dr. Ratebzad, die wohl die einflussreichste Frau des 20. Jahrhundert in Afghanistan, hat am 07.09.2014 für immer die Augen geschlossen. 
Am 17.09.2014 wurde sie auf dem Kabuler Friedhof beerdigt.

Freitag, 12. September 2014

Bamyan: Buddhas, Berge und ein Festival

Bamyan als Buddhistisches Zentrum 




Die afghanische Provinz Bamyan wurde von der SAARC (South Asian Association for Regional Cooperation) als kulturelle Hauptstadt 2015 auserkoren.
SAARC-Mitgliedsstaaten sind Nepal, Indien, Bangladesch, Butan, Sri Lanka, Malediven, Afghanistan und Pakistan. Das offizielle Programm beinhaltet Kunstausstellungen, Folkloretänze und Musik, Bazare mit Handwerkskunst sowie ein Literatur- und Filmfestival. Zudem gibt es Wettbewerbe im Essays-Schreiben und Malen. Abends wird das Buddha-Night-Festival gefeiert.

In dieser Aushöhlung oder Nische standen einst die beeindruckenden Buddhastatuen. Die größere der Skulpturen wurde als Dikampra bezeichnet, von den Einheimischen Khonuk But und auf Persisch hieß sie Solsol, was so viel bedeutet wie "Licht erfüllt das Universum"

Das Fest beginnt im Januar 2015, also im kalten Winter. Das Bamyan-Tal befindet sich im Herzen Afghanistans auf einer Höhe von 2500 Metern, sodass die Besucher die Möglichkeit haben, dort auf schneebedeckten Bergen Ski zu fahren. Bamyan war schon in der Antike durch seine Lage begünstigt; es befindet sich an einer der Haupthandelsrouten, die das „Abendland“ mit China und Indien verbinden, der berühmten Seidenstraße. Es diente als Zwischenstopp und Haltestelle für Handelskarawanen und entwickelte sich zu einer bekannten künstlerischen Stätte. Alexander der Große soll mit seinen Truppen über Bamyan nach Indien marschiert sein.

Außerdem wurde es über Jahrhunderte zu einem großen buddhistischen Zentrum. Zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden entlang der damaligen Handelsrouten eine Reihe buddhistischer Orte - Stupas, Tempel und Klosterstätten. Diese buddhistische Kunst wurde wesentlich durch die früher weiter südlich entstandene Gandhara-Kultur und die indische Gupta-Kultur beeinflusst, wobei das Ergebnis dieser kulturellen Synthese in seiner Art einzigartig war.
Das bewundernswerteste Zeugnis aus dieser Zeit sind die beiden 53m und 35m hohen, stehenden Buddha-Statuen, die jedoch im Sommer 2001 von den Taliban zum größten Teil geprengt worden sind.

Hier sieht man die Überreste der Sprengung

Rund um die Figuren waren Gänge und Galerien in den Fels gehauen und Hunderte von Gebetshallen und Wohnhöhlen angelegt worden, die teils mit reichhaltigen Wandmalereien verziert waren. Dort lebten buddhistische Mönche.
Die Zahl der gegenwärtig in Bamyan vorhandenen Höhlen wird auf etwa 1000 geschätzt. Einige der Wandmalereien wurden als die ältesten bekannten Gemälde der Welt identifiziert.

Die schiitischen Hazara, ein friedfertiges Volk, bevölkern die Provinz. Übrigens regierte dort von 2009 bis 2013 eine Frau als Gouverneurin – Habiba Sabari: die einzige in ganz Afghanistan!
Die Landschaft ist einzigartig schön! Sie ist von Gebirgen und großzügigen Landschaftsebenen umgeben. In Bamyan befinden sich sieben Seen, der bekannteste und schönste unter ihnen ist der tiefblaue Bande-Amir.
David Majed, Kabul

Eine der Höhlen

Copyright: Die Fotos wurden uns freundlicherweise von Ludmilla Khodai zur Verfügung gestellt; herzlichen Dank dafür!
ludmilla298@gmail.com

PS: Französische Archäologen hatten begonnen, die zersprengten Teile der Buddha-Statuen wieder zusammenzufügen. Zur Zeit ruht diese Arbeit, doch die Hoffnung besteht, dass eines Tages - wenn das Land sicher geworden ist - die Buddha-Statuen wieder aufgebaut werden können.

Freitag, 4. Juli 2014

Lyrik von Omar Chajjam



In mir ist beides: Himmelreich und Hölle.
In mir ist Gott und Teufel, Lust und Qual.
Ich bin das Meer, ich bin die Quelle,
Ich bin der Leichnam, ich bin der Schakal.

Ich bin von einer Nacht zum Morgen wieder
Der leichte, lose Junge, der ich war.
Ich trage wie im Tanze meine Glieder,
Und Frühlingswinde rauschen durch mein Haar.


Zwei so unterschiedliche Verse, zwei so verschiedene Stimmungen: in den Rubbajat genannten Vierzeilern des Dichters Omar Chajjam, den hier der deutsche Dichter Klabund (1890 - 1928) frei übertragen hat, findet sich die ganze Spanne menschlicher Regungen. 1916 kam Klabunds Band mit Nachdichtungen heraus.
Chajjam selbst lebte von 1048 bis 1131 in Nischapur, er war Mathematiker, Astronom und einer der bedeutendsten persischen Dichter.
Faruq, der Lehrer, der an Mahboobs alter Schule unterrichtet und sich mit seinem ehemaligen Schüler anfreundet, macht ihn auf diesen Dichter aufmerksam.
In einen eigenwilligen Dialog tritt Mahboob mit dem Dichter, wenn er über sein Schicksal nachdenkt. Hinter der Nüchternheit und Skepsis Chajjams verbirgt sich eine Haltung, die ein wenig an die europäischen Aufklärer erinnert: Dem Himmel ist nicht zu trauen, immer wieder überrascht er den Menschen mit ungeahnten Wendungen. Chajjams Appel an den Menschen lautet daher: seinen eigenen Kopf zu benutzen, wachsam zu sein, auch dankbar der Schöpfung gegenüber, indem er sich am Leben erfreut.

Laßt uns die Segel nach den winden hissen
Und achtet auf der Möven Flug!
Sie ahnen nicht, sie wissen ...
Und ihnen dünkt ihr weißes Sein genug ...


Die Übersetzung Klabunds entnahm ich der sehr schönen bibliophilen Ausgabe des Roland-Verlags München von 1921 (1. Auflage 1917), mit Illustrationen von Willy Orth. 




Montag, 16. Juni 2014

Stichwahlen in Afghanistan

Am Samstag, den 14.06.2014 haben die Afghanen in einer Stichwahl ihren neuen Staatspräsidenten gewählt, der Hamid Karzai nach 13 Regierungsjahren folgen wird. Abdullah Abdullah und Ashraf Ghani treten gegeneinander an, zwei Kontrahenten, die gegensätzlicher nicht sein können: Diplomat gegen Technokrat, Akademiker gegen Charismaten, Traditionalist gegen Modernisierer. Abdullah wird die besten Chancen auf den Einzug in den Arg (Präsidentenpalast) eingeräumt, weil er im ersten Wahlgang 44% der Stimmen erhielt, während Ghani mit 33% den zweiten Platz belegte. Diese Stichwahl ist als eine Stärkung der jungen Demokratie zu bewerten, denn zum ersten Mal in der afghanischen Geschichte wird die  Staatsmacht aufgrund von freien Wahlen übergeben.
Doch wer sind eigentlich Abdullah Abdullah und Ashraf Ghani?

http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AAshraf_Ghani_Ahmadzai_in_July_2011-cropped.jpg

Abdullah Abdullah (geb. 1960 in Kabul) war Sprecher des legendären Widerstandsführers Ahmad Shah Massud, der gegen die sowjetische Besatzung und das barbarische Regimes der Taliban kämpfte. Er gehört zu der Mujaheddin-Allianz. Abdullah war von 2001 – 2005 Außenminister und gilt als umgänglicher Staatsmann, der eine ausgleichende Politik sucht.  Seine Wählerschaft kommt überwiegend aus dem Norden des Landes, wo die meisten Tadjiken leben. 

http://www.google.de/imgres?imgurl=http://assets.rappler.com/612F469A6EA84F6BAE882D2B94A4B421/img/9F743A9A7850455B8C021E09B6125577/afghanistan

Ashraf Ghani (geb. 1949 in Logar) ist ein früherer Weltbank-Ökonom, war einer der Architekten der Bonner Afghanistan-Konferenz und wurde später afghanischer Finanzminister (2002- 2004). Ashraf Ghani gilt ein Technokrat, der nicht gewillt ist, über seine politischen Positionen zu verhandeln, und verfügt über starke Durchsetzungskraft. Seine Wählerschaft liegt bei den Reform orientierten Afghanen und in den paschtunischen Gebieten in Süden und Südosten des Landes. Ashraf Ghani verließ 1977 das Land, promovierte an der Columbia-University (USA) und kehrte nach dem Sturz der Taliban nach Afghanistan.  Insgesamt bleibt spannend, für welche Persönlichkeit und Politik sich das afghanische Volk entscheidet.
David Majed, Kabul

Dienstag, 10. Juni 2014

Ein Sportwagen im Schnee in Kabul



Sher Ahmad, Mahboobs Vater, ist ein großer Liebhaber westlicher Autos. Jedes Mal, wenn er - als Mahboob klein war - für seinen Minister nach Deutschland fliegen musste, überführte er auf dem Rückweg ein Auto nach Kabul. Die Strecke über Land war weit - sechstausend Kilometer - und gefährlich, aber es machte ihm Freude.
Wir sehen hier das Vorbild für diese Leidenschaft, Davids Vater, in den Siebzigern, in einem seiner Lieblingsautos, einem Karmann Ghia, etwa 1974, im Schnee in Kabul. In vielen anderen Aspekten unterscheiden sich Davids und Mahboobs Vater allerdings gewaltig. So war Davids Vater mit der Familie zusammen ausgewandert, im Jahr 1984. Mahboob und seine Mutter fliehen bereits 1979, im Herbst, wenige Wochen vor der Invasion durch die Sowjetunion.

Dienstag, 27. Mai 2014

Lesereise, deutsch-afghanische Freundschaften, Leben mit dem Bindestrich






Von unserer zweiwöchigen Lesereise durch Deutschland gibt es vieles zu berichten. Da wir so viele Menschen getroffen haben, gereist sind und viel kommuniziert haben, mussten wir hier eine kleine Pause einlegen.
Jetzt geht es wieder los.

Obwohl die Ereignisse in der Ukraine viele beschäftigten, trafen wir auf zahlreiche Menschen, die sich darüber Gedanken machen, wie es in Afghanistan weiter geht. Die etwas über dieses Land wissen wollten. Erstaunlich oft hatten sie einen persönlichen Bezugspunkt: Einer war als Soldat mehrere Jahre dort und ist inzwischen "süchtig nach dem Land", er arbeitet an der Entwicklung der eigenständigen afghanischen Sicherheitsstrukturen mit. Eine Dame aus Bayern hütete in Herat und Kabul ihr Enkelkind, während ihre Tochter mit Schülerinnen ein Theaterprojekt einstudierte. Ein anderer Herr hatte einen afghanischen Schwiegersohn, und eine ältere Frau war als Hippie dort. Ein junger Theaterregisseur arbeitet an einem Theaterstück mit einem jungen Kabuler Dramatiker, den er über das Internet kennengelernt hat; wir werden noch darüber berichten. In München kamen auch StudentInnen, die selbst in Afghanistan zur Welt gekommen sind oder deren Eltern.
Ein immer wiederkehrendes Thema war aber auch über Afghanistan hinaus die Frage, inwieweit Menschen mit einer doppelten oder mehrfachen kulturellen Zugehörigkeit in unserer Welt als Brückenbauer atätig werden können, welche Reichtümer sie vermitteln können. Zum Thema "Leben mit dem Bindestrich", wie die indisch-amerikanische Schriftstellerin Jumpa Lahiri diese Doppeltheit einmal genannt hat, werden wir hier auch andere einladen, zu Wort zu kommen.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Afghanistan sind vielfältige, und viele sind noch gar nicht bekannt; sie sind vielleicht wie ein kleines Kind, das noch wachsen und gedeihen wird ...
In diesem Sinne grüßen wir heute mit diesem Foto eines Kindes in Kabul, das David in einem Fotoalbum seiner Familie fand, alle, die sich für diesen Dialog interessieren und wir laden alle ein, hier auch ihre Fragen zu stellen.

Dienstag, 6. Mai 2014

Vorläufiges Wahlergebnis & Blumenfeste in Afghanistan

Jetzt steht das vorläufige Ergebnis fest: Abdullah Abdullah erreicht fast 45%, gefolgt von Ashraf Ghani mit 32%. Abdullah ist überraschender Sieger der Wahlen. Er gewann in meisten Provinzen, eines seiner starken ist Parwan - unweit von Kabul.
In Parwan kamen letzte Woche Menschen aus der Umgebung zusammen, nicht aber um politischen Wahlkampf zu machen, sondern das Blütenfest des Judabaumes (mele arghawan) zu weihen. Afghanistan feierte vor den Kriegen viele Frühlingsfeste im ganzen Land. Der berühmteste war und ist Red-Flower-Fest (mele gule sorkh), das ganz besonders in Mazar-i-Sharif zum Nauroz gefeiert wird.    Menschen kommen von nah und fern.
Nach der Tradition glauben die Afghanen, dass das Fest Segen in Form von Freude, Frieden und Freundschaft bringen wird. Außerdem soll die Ernte gut werden. Das Fest stammt aus vor-islamischer Zeit und ist etwa 5000 Jahre alt. Insgesamt gibt es in Afghanistan unter anderem das Anar-Blüten-Fest (Granatapfel) in Kandahar und Nengarhar und das Tut-Fest (Maulbeeren) in Kapisa und Panjshir.
Die Menschen bereiten besondere Gerichte zu, machen ihre Häuser pikobello sauber. Die Männer gesellen sich draußen mit Freunden und Verwandten. Der Tee wird im Samowar gekocht, Süßigkeiten wie Ferni (eine Art Pudding) und Sambosa werden verzehrt. Jungen lassen Drachenflieger steigen. Mit traditionellen Instrumenten wie Harmonium und Tabla singen sie klassische und folklorische Lieder auf Dari, Pashto oder Indisch. Es wird den ganzen Tag gesungen und getanzt.Weil die Gesellschaft immer noch traditionell ist, bleiben die Frauen zuhause. Sie tun sich mit Nachbarinnen, Freundinnen und nahen Verwandten zusammen. Sie probieren neue selbstgenähte Kleider an und zeigen ihre Schmuckstücke an, die ihre Ehemänner zuvor gekauft haben.

Bilder dazu findet man auf: www.tolonew.com
https://www.facebook.com/afghanistanstreets

Freitag, 2. Mai 2014

How to write ...

Über eine Sendung mit der Feldpost aus Afghanistan und den Beginn einer Zusammenarbeit ... siehe Arbeit am Roman!

Donnerstag, 1. Mai 2014

Abduls Bolanirezept & Kaboul Kitchen

Abdul, Diener, Koch und Gärtner des Vaters von Mahboob, beherrscht die afghanische Küche. Ein beliebtes Alltagsgericht, das auch er gern zubereitet, sind Bolanis, gefüllte Teigtaschen.
Bolanis gibt es in vielen Varianten, mit Kräutern, mit Lauch, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen oder Hackfleisch, ein patentes Essen, das alle lieben.

400 g Mehl
3 EL Olivenöl
2 rote Paprikaschoten
2 Bund Frühlingszwiebeln
1 Bund Koriander
1 Bund Dill
frische Minzblätter
1/3 TL scharfes Paprikapulver
Kräuterbutter

Gib Mehl und 2 Tl Salz in eine Schüssel, dazu 2 EL Öl, etwas warmes Wasser und knete es zu einer schönen Teigkugel. Lege ein Tuch auf die Schüssel und lies ein paar Gedichte von Rumi, sagen wir, eine gute Stunde. Oder beschäftige dich schon mal mit dem Gemüse und den Kräutern: alles erstmal waschen. Dann Koriander, Dill und die kleinen Frühlingszwiebeln mit allem Grün hacken. Dann die Paprika entkernen und würfeln. Die Zwiebeln und die Kräuter quetschst du ein bisschen in der Hand, damit nicht zu viel Saft darin ist. Dann mischst du es mit den Paprikawürfeln und dem Salz.
Wenn du mit den Kräutern und eins, zwei Gedichten fertig bist, nimmst du dir die Teigkugel vor knetest ihn kräftig und machst zehn Kugel daraus. Die Kugel, ermattet vom Kneten wie du, möchten sich dann etwa zehn Minuten zugedeckt ausruhen.
Danach rollst du sie auf einer bemehlten Fläche aus und packst auf jeweils eine Hälfte ein paar Löffel von der Kräuter-Paprika-Mischung. Zusammenklappen, Ränder mit feuchten Händen schön zusammenbappen und flach drücken.
Du heizt den Ofen auf 200 Grad Celsius hoch, fettest ein Blech mit Öl ein, packst drei bis vier Taschen darauf und lässt sie goldbraun backen.
Du kannst die fertigen Bolanis mit Kräuterbutter bestreichen; es geht aber auch ohne.
Abdul empfiehlt dazu: eine ordentliche Portion frischen, kühlen Joghurt.
Bon appetit!

In Berlin bekommst du sehr leckere Bolanis im einzigen afghanischen Imbiss der Stadt, dem Chilli&Chutney in Kreuzberg in der Eisenbahnstraße, direkt gegenüber der Markthalle.

http://ceecee.cc/tara-dominguez-empfiehlt-chili-chutney/
https://www.facebook.com/chili.chutney.berlin

Da Afghanen you-tube lieben, findest du dort auch viele lustige Filmchen, die dir beim Kochen helfen.
https://www.youtube.com/watch?v=7hI51-osfgU&list=PL6B5784F400EA50C2&index=7


Aber auch afghanisch-amerikanische Köchinnen bieten ihre Hilfe an...

https://www.youtube.com/watch?v=j7ZT7PXgbq4
 
 https://www.youtube.com/watch?v=TgZyeKcZnMU

https://www.youtube.com/watch?v=TgZyeKcZnMU


Hier noch etwas ganz Schräges: eine französische Serie mit dem Titel "Kaboul Kitchen".
Na, mal sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=pBlQOrm5Nv8

Sonntag, 27. April 2014

Frühling & Wahlen im fernen Wakhan-Distrikt

Es ist kalt, bitter kalt, obwohl der Frühling längst woanders angefangen hat. Der Himmel ist klar, die Luft ist sauber und die Sonne scheint stark. Weit und breit Schnee, weißer glänzender Schnee. Wir sind nicht in Kabul, sondern in Wakhan. Der Wakhan-Distrikt (Provinz Badakhshan) liegt nur 1.800 Meter tiefer als der Mount Everest. Ihr schmales Hochtal bildet den Korridor zwischen Afghanistan,  Tadschikistan, China und Pakistans. An einer Grenzstelle kann man in Wakhan die Gebirgsketten der drei Staaten bewundern.


Einfache Lehmhäuser im April
                                             
Die Menschen leben sehr traditionell, fast wie vor tausenden Jahren. Die allermeisten Menschen sind sehr arm, aber glücklich. Straßen gibt es kaum, die Autos können nicht schneller als 25 km/h fahren. Manchmal dauert die Fahrt von einer Gemeinde in die andere einen Tag. Auch die Wakhanis wählten – aber in Wahllokalen getrennt nach Frauen und Männern.


Yute-Zelt in den Sommermonaten

Die Wahlurnen wurden per Esel und Auto in die Provinzhauptstadt Faizabad gebracht. Leider ist die Stimmenzählung in Faizabad nicht abgeschlossen. Dafür hat die Wahlkommission am Ostersonntag die zweite Etappe der Ergebnisse veröffentlicht: Nach 50% der gezählten Stimmen liegt Abdullah Abdullah an der Spitze mit 44,4%, gefolgt von Ashraf Ghani (33,2%), Zalmai Rassul (10,4%) und Abdul Rassul Sayaf (7%). Damit ist jetzt schon klar: den Einzug in den Präsidenten-Palast kann entweder Abdullah oder Ghani schaffen. Zalmai Rassul und Abdul Rassul Sayaf können mit ihren Stimmen die Wahl zugunsten eines Kandidaten beeinflussen.
Nun bleiben alle gespannt auf Veröffentlichung des vorläufigen Gesamtergebnisses.
Vielleicht geschieht es früher als geplant ...





Dienstag, 15. April 2014

Zu den Wahlergebnissen aus Kabul, Frauenpower & Frühling!


Die Bäume blühen und duften, die Vögel zwitschern, diese Wiesen sind überall grün.
Die Paghman-Bergen nahe Kabul sind dagegen an der Spitze weiß - immer noch bedeckt von dem Winterschnee. Das malt ein traumhaft schönes Bild von der Landschaft. Weiß und grün, weiß in grün!
In der Wahlkommission wird eifrig gezählt. Jetzt wurde das bisher Gezählte bekannt gegeben: Nach dem Ergebnis der gezählten 10% der Stimmen liegt Dr. Abdullah an der Spitze mit 41,9%, gefolgt von Dr. Ashraf Ghani (37,6%) und Dr. Rassul (9,8%). Es heißt aber, dass es Ungereimtheiten gegeben haben soll.
Trotz all der Ungereimtheiten steht ein wirklich positives Ergebnis der Wahl schon fest: Es haben mehr als 30% Frauen ihr Kreuzchen gemacht. Das mag auf dem ersten Blick für westliche Verhältnisse nichts Besonderes sein, doch für Afghanistan schon.
Wenn man bedenkt, dass Frauen in den Distrikten und Dörfern jeglicher Rechte beraubt werden, sie am öffentlichen Leben und der Tagespolitik überhaupt nicht teilnehmen (dürfen), ist das schon bedeutend. Ihre Beteiligung ist ein klares Zeichen, dass afghanische Frauen ihr Land politisch mitbestimmen wollen! Zudem machten einige starke Politikerinnen aktiv Wahlkampf. Die bekannteste ist Habiba Sorabi, die ehemalige Gouverneurin der Provinz Bamyan.

Die international bekannte afghanische Parlamentarierin Fawzia Koofi hatte angekündigt, sich als Präsidentschaftskandidatin aufzustellen, doch sie hat davon Abstand genommen, weil es zu früh sei. Sie wartet bis 2019, bis die junge Generation, die aufgeschlossen wäre für ihre modernen politischen Ideen sind, wählen können und die jetzigen mächtigen Warlords nicht mehr (stark) an der Macht sind.  Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Parlamentarierin Mariam Koofi, die ältere Schwester von Fawzia, von einem bewaffneten Mann schwer verletzt wurde.

Schöne Fotos zu den Wahlen findet ihr hier:
http://www.bbc.com/news/world-asia-26893972

David Majed, Kabul


So viel zur aktuellen Situation in Kabul, nun ein Wort zu den emanzipierten Frauenfiguren in unserem Roman:


Tante Farida, die Schwester von Mahboobs Mutter, ist eine von ihnen.
Mahboob erinnert sich an sie, ihre klirrenden Armreifen, ihr rauhes Lachen ... 

Tante Farida war sehr "modern". Meinem Vater verschlug es die Sprache, wenn sie sich in seinem Beisein ungeniert eine Zigarette anzündete. Wenn sie den eigenwilligen Kopf in den Nacken legte und den Rauch an die Decke blies. Sie hatte große dunkelbraune Augen und sehr kräftiges, dichtes Haar, das ihr auf die Schultern fiel; zur Arbeit bändigte sie es mit einer Haarspange, die sie oft bei uns abnahm, so dass ich zusehen konnte, wie ihre Mähne auseinandersprang. Diesen Auenblick liebte ich ganz besonders.
(I, 8)

Tante Farida hat in den sechziger Jahren, als die Sowjets das Land bestimmten, aber auch Franzosen, Amerikaner und Deutsche im Land Entwicklungsprojekte finanzierten, Universitäten bauten und für die Bildung von Frauen eintraten, eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Als Mahboob klein ist, also Anfang der siebziger Jahre, arbeitet sie im Krankenhaus.
Sie erzählt Mahboobs Mutter von allem, was sie dort erlebt und was ihr zu Ohren kommt, vor allem, als sich Ende der siebziger die Situation unter den Sowjets, die immer mehr Macht im Land gewinnen, verschärft...

Mehr zu ihrer Figur siehe in unserer Rubrik "Die Arbeit am Roman".





Freitag, 11. April 2014

Kabul, nach den Wahlen




Jetzt ist das Wetter richtig angenehm in Kabul. Man sagt, dass der erste Monat im Jahr Hamal (21. März – 20 April) der schönste ist. Die Sonne scheint immer stärker und wärmt die Menschen und gibt ihnen Energie. Der Himmel ist blau, schön blau - von wenigen Regentagen abgesehen!

Inzwischen haben alle Wahlurnen Kabul erreicht, denn gezählt werden darf nur in der Zentrale der Wahlkommission. Nach inoffiziellen Angaben sind Dr. Ashraf Ghani, Dr. Abdullah Abdullah und Dr. Zalmai Rassul vorne und kämpfen um den Einzug in den Arg, dem Präsidentenpalast. Weil ich politisch neugierig bin, fragte ich meine Bekannten, wen sie wählten:

Ahmad (Student, 20 Jahre): Dr. Ashraf Ghani hat meine Stimme bekommen. Er ist für mich der beste Kandidat, weil er in politischen Debatten im Fernsehen sich gegenüber den anderen Kandidaten behauptet hat. Außerdem hat einen sehr guten Entwicklungsplan für das Land und vor allem hat er sehr gute Kenntnisse von der Wirtschaft. Ich vertraue ihm, dass er Arbeitsplätze schafft. 

Zubair (Ladenbeistzer, 35 Jahre): Ich habe Dr. Abdullah gewählt, weil er einer von uns ist. Er kennt das Volk und sein Land sehr gut: Und er war die ganze Zeit hier, in guten und schlechten Zeiten. Dr. Abdullah hat gegen ausländische Invasoren gekämpft. Außerdem kenne ich ihn persönlich und seine Familie.

Maniza: (Beamtin, 53 Jahre):  Dr. Zalmai Rassul ist der richtige Mann für Afghanistan. Er wird die Politik von Hamid Karzai fortführen. Und die war gut. Wir haben nie solche friedliche und demokratische Zeiten erlebt, wenn ich es mit den Taliban- oder Mujaheddin-Regierungen vergleiche. Ihm traue ich, dass er eine ausgleichende Politik gegenüber dem Ausland, die für unser Land lebenswichtig ist, erfolgreich das Land führen wird. Obwohl es angedacht war, das vorläufige Ergebnis erst am 24. April zu veröffentlichen, heißt es inoffiziell, dass die Ergebnisse in den nächsten Tagen bekannt gegeben wird.
David Majed, Kabul


Nomaden im Frühling
 Foto: Nancy Dupree

Sonntag, 6. April 2014

Kabul am Sonntag, am Tag nach den Wahlen


Das Wetter ist nicht mehr regnerisch, die Sonnenstrahlen durchdringen die Wolken. Die Straßen sind  wieder belebt. Autos drängen, hupen und man sieht wieder Menschen auf den Bazaren, in den Läden, Kaufhäusern und Behörden. Jeder geht seinem Geschäft nach, denn die Präsidentschaftswahlen sind vorbei. Gestern war ein besonderer Tag in der afghanischen Geschichte: Das Volk hat einen neuen Staatspräsidenten auf eine demokratische Weise gewählt – mit kaum Zwischenfällen! Die Wahllokale wurden in Moschen, Schulen, Kliniken, Polizeibehörden und Distriktbehörden eingerichtet. Nach Schließung der Wahllokale sagte der Leiter der Wahlkommission auf einer Presse-Konferenz, die live im Fernsehen übertragen wurde, dass nach ersten Berechnungen ca. 65 % der Männer und 35 % Frauen zu den Wahlurnen gegangen sind. Das ist eine gute Wahlbeteiligung, denn  die Taliban hatten angekündigt, die Wahlen mit Selbstmordanschlägen zu verhindern. Das Bedauerliche ist jedoch, dass Menschen in vielen Distrikten und abgelegenen Dörfern, vor allem in südlichen und östlichen Provinzen mit schlechter Sicherheitslage, aus Angst vor Terror zuhause geblieben sind.  Alle, die Kandidaten, die Politiker, die Internationalen und die Menschen, warten nun gespannt auf das vorläufige Ergebnis. So wie ich auch.
DM

http://www.firstpost.com/topic/place/afghanistan-gallery-31-1.html

Samstag, 5. April 2014

Nach den Schüssen

Das Rätsel dieser Welt löst weder du noch ich,
jene geheime Schrift liest weder du noch ich -
Hinter jedem Vorhang ist die Rede zwar von mir und dir,
doch wenn der Vorhang fällt, bist weder du noch ich.

                                                                Omar Chajjam


Heute sind die Wahlen in Afghanistan, und gestern wurde die Fotoreporterin Anja Niedringhaus erschossen. Wieso berührt mich dieser Tod in besonderer Weise?
In ihren Interviews hat sie betont, dass sie sich nicht so sehr für die Soldaten interessiert, sondern für das, was wir Zivilisten nennen. In diesem Wort "Zivilist" schwingt der Bezug zum Krieg stets mit. Zivilisten sind immer die, die im Kriegszustand nicht militärisch agieren. In der Regel sind es Kinder, Frauen, alte Menschen. Gäbe es nicht diesen Bezug, spräche man vielleicht einfach von den Menschen oder vielleicht von den Bewohnern eines Landstrichs, einer Stadt.
Anja Niedringhaus, so schreibt der Journalist Hasnain Kazim, der mit ihr befreundet war, heute in seinem Nachruf, habe gesagt: "Ich fotografiere selten Soldaten, weil mich das nicht interessiert. Mich interessiert: Was passiert danach, wenn sie geschossen haben, was ist das Ergebnis für die Menschen?"
 
Auch ihre Kollegin, Hannah Lucinda Smith, sprach in einer Radiosendung davon, dass es ihr Ethos sei, zu dokumentieren, was mit den Menschen geschieht, deren Leben vom Krieg bestimmt ist. Dass ihr Ziel sei, durch den Bericht über diese Menschen andere dazu zu bewegen, den Krieg abzulehnen.
Sie beklagte, dass es den Medien in den letzten Jahren immer mehr um die Berichte an der Front gehe und immer weniger um die Menschen, über deren Wirklichkeit Journalistinnen wie sie oder Anja Niedringhaus berichten wollten. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)

Anja Niedringhaus habe ich nicht gekannt, nur ihre Arbeiten; ich bewundere ihren Mut und ihren Optimismus, ihre Leidenschaft, ein anderes Land gut kennen zu wollen, über die "sensationellen" Bilder hinaus. Ich finde es überaus traurig, dass sie mit dem Leben für dieses Engagement bezahlen musste - wie viele andere JournalistInnen heute in der ganzen Welt leider immer wieder.
TL










Freitag, 4. April 2014

Kabul, am Tag vor den Wahlen (2)

Das Wetter ist bewölkt, es regnet. Die Straßen sind fast leer. Man muss lange warten, bis ein Auto durchfährt. Es ist nicht still, weil heute Freitag ist, sondern weil morgen ein neuer Staatspräsident gewählt wird. Die Menschen sind verängstigt und bleiben lieber zuhause.
Die Regierung hat aus Angst vor Anschlägen den Schulen und Universitäten eine Woche frei gegeben. Seit letztem Dienstag sind diese geschlossen und machen erst am kommenden Montag wieder auf. Es gab ja viele blutige Selbstmordanschläge auf die Gebäude der Wahlkommission und sogar im Innenministerium selbst, das eigentlich für die Sicherheit der Menschen sorgen soll.   Das einzig Gute an diesen Wahlen ist, dass ein echter Wahlkampf durchgeführt wurde. Die Präsidentschaftskandidaten sind durch das ganze Land gereist – auch in Regionen, in denen die Taliban das Sagen haben, zum Beispiel in der Provinz Helmand -, und sie haben vor großen Menschenmengen gesprochen.
Am Ende haben sich drei Kandidaten durchgesetzt: Dr. Ashraf Ghani Ahmadzai (ehemaliger Finanzminister), Dr. Abdullah Abdullah (ehemaliger Außenminister) und Dr. Zalmai Rassul (ehemaliger Außenminister). Ob einer von ihnen die absolute Mehrheit erhält, ist stark zu bezweifeln. Daher ist eine weitere Runde zwischen den beiden Besten zu erwarten. Die Menschen im Land wollen das nicht. Denn es würde nicht nur viel Geld kosten, sondern die unsichere politische Situation fortsetzen, eine gute Zeit für die ultra-konservativen Taliban und Al-Kaida weiter mit Selbstmordanschlägen die Menschen in Atem zu halten.
Vielleicht löst man das Problem auf afghanische Weise und die drei erfolgreichsten Kandidaten einigen sich unter einander.
DM






Let´s hope for tomorrow.
Let´s hope for Afghanistan.
TL

Kabul, am Tag vor den Wahlen


 Morgen sind Wahlen in Kabul
  Wie wird die Zukunft aussehen?


Ihre?


Seine?


Heute sprach ich mit dem Schuster und Schuhputzer, den die Afghanen Mutschie nennen. Er hat mir ein bisschen von seinem traurigen Leben erzählt. Er ist 43 Jahre und hat drei Kinder, 12, 10 und 8 Jahre alt. Er trägt einen langen Bart, der grau-schwarz glänzt. Auf dem Kopf trägt er eine weiße Gebetskopfbedeckung. Er lächelt. Sakhidad, so heißt sein Name, stammt aus der Provinz Kapisa, eine Nachbarprovinz von Kabul. Er putzt, flickt und näht Schuhe Tag für Tag, Woche für Woche und Jahr für Jahr – und das seit 13 Jahren. Er hat eine kleine Karre aus Blech, in der er sitzt. Stehen kann er nicht, zumindest nicht lange, denn er hat das linke Bein verloren – bei einem Tritt auf eine Mine, als er 1983 in seinem Dorf spazieren ging. „Allah sei Dank, dass das andere Bein kaum Schaden genommen hat “, sagt er demütig und dankend zugleich.

Weil man mit Schuhputzen kaum etwas verdienen kann, will ich wissen, ob das verdiente Geld überhaupt zum Lebensunterhalt reicht. Immerhin hat er drei Kinder und eine Frau zu ernähren.  „Das reicht gerade so! An sehr guten Tagen verdiene ich bis zu 500 Afghani, an schlechten wie den Regen- oder Wintertagen gar nichts. Dann zahle ich mein Mittagessen aus der eigenen Tasche.“ – „Und wie machst Du das mit dem Unterhalt für deine ganze Familie in den Wintermonaten?“, frage ich neugierig. „In den guten Monaten sammle ich das Geld, zahle die Miete im Voraus und kaufe auch mal einen Sack Reis für die schlechten Zeiten. Dann habe ich im Winter nicht so hohe Kosten. Außerdem vertraue ich auf Allah.“   

Ich sehe ihn bewundernd an, denn es gibt heute in Kabul an jeder Straßenecke viele gesunde Menschen, die betteln. Sakhidad könnte es allemal tun. Aber Sakhidad hat seinen Stolz. Er möchte trotz seiner Beinamputation seinen Unterhalt in ehrenhafter Weise verdienen.   Ich frage Sakhidad, was er von den Wahlen hält. „Ich finde Wahlen sehr wichtig. Es ist gut, dass die Menschen in unserem Land die Möglichkeit haben, ihren Staatschef zu wählen. Das war in der Vergangenheit nie der Fall.“ – „Und wen wirst Du wählen?“ – „Das möchte ich für mich behalten. Aber der neue Präsident muss ein gerechter und fähiger Staatspräsident sein, der sein Volk liebt. Er muss sich seiner Verantwortung gegenüber dem Volk vollkommen bewusst sein. Er soll den Frieden bringen und Arbeitsplätze schaffen.“ 

Morgen wird ein neuer Staatspräsident gewählt.  Zum ersten Mal darf Hamid Karzai nicht mehr antreten, weil er zwei Amtsperioden hinter sich hat. Drei Kandidaten, nämlich Dr. Ashraf Ghani (ehemaliger Finanzminister), Dr. Zalmai Rassul (ehemaliger Außenminister) und Dr. Abdullah Abdullag (ehemaliger Außenminister) sind die Kandidaten mit den besten Aussichten.

David Majed, aus Kabul

Nachtrag: 
Soeben erreicht uns diese Meldung:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-deutsche-kriegsfotografin-niedringhaus-erschossen-a-962545.html

TL

Montag, 31. März 2014

Kabul, am Montag


Die Sicherheitslage spitzt sich von Tag zu Tag zu. Gestern gab es wieder einen fürchterlichen Selbstmordanschlag. Diesmal traf es das Hauptquartier der Wahlkommission in Kabul. Die Taliban wollen um jeden Preis die Wahlen verhindern und die Afghanen einschüchtern, zu den Urnen zu gehen.

Die Menschen sind stark verunsichert und haben große Angst vor weiteren Anschlägen, denn diese können überall und jederzeit passieren. Der Straßenverkehr hat in en letzten Tagen deutlich abgenommen. In den Ministerien und sonstigen Behörden ist die Gefahr eines Anschlags sehr groß. Heute wurde sogar gesagt, dass ein Anschlag auf das Finanzministerium vereitelt wurde. Ein Ministeriums-Polizist soll mit den Taliban eine gemeinsame Sache gemacht haben: Es wurde geplant, am frühen Morgen die anderen Wachmänner zu vergiften und dann mit gefakten Polizisten die Mitarbeiter des Ministeriums ermordet werden sollen.

Doch das Leben geht weiter, hier in einem unserer "Shopping center" ... Die Menschen gehen generell schnellen Schrittes in Kabul, wegen der Gefahr; es ist ihnen zur Gewohnheit geworden. Hier sieht man auch, dass manche ihre Läden lieber geschlossen halten.

Salam, aus Kabul,
David
 



Freitag, 28. März 2014

Kabul, heute

Leider sind heute in Kabul erneut zwölf Menschen Opfer eines Selbstmordattentärs (oder mehrerer) geworden.
In unserem Blog möchten wir nicht so sehr die Bilder der Zerstörung zeigen, sondern der Menschen, deren Leben tagtäglich bedroht ist. Wenn wir nun freitags immer einige solcher Augenblicke des Lebens aus Afghanistan, aus den Straßen von Kabul, an dieser Stelle mit euch teilen, dann im vollen Bewusstsein der täglichen Ereignisse.
TL & DM

In den Straßen von Kabul - Friseur und süße Mandeln

 

Freitag ist Kabul-Tag
Kabul, rosige Perle von einst
Ich habe mich aus dem Haus geschlichen, 
und jetzt mache ich einen Spaziergang in der Umgebung

 In den Straßen von Kabul
ist Mahboob viel unterwegs
 Neugierig, die Stadt seiner Herkunft zu entdecken



Die Gerüche kann man nicht sehen, doch die Menschen, 
die arbeiten, Handel treiben, einkaufen
ihren Alltag
die Dinge
die Gewürze
das Obst
die Mandeln
 die Stoffe
und vieles mehr.
David Majed wandert durch die Stadt.
Die Zerstörung sehen wir oft genug, sagt er, ich möchte das Leben zeigen. 
 Jeden Freitag zeigt er uns Augenblicke.
Seine Kamerafrau ist Ludmilla Khodai*







*Herzlichen Dank an Ludmilla Khodai!
 http://www.abc.net.au/radionational/programs/saturdayextra/three-minute-thesis/4281870
http://www.firstpost.com/topic/place/afghanistan-2012-three-minute-thesis-peoples-choice-award-ludmilla-kh-video-RoL6rXq7Wsw-31-28.html

Sonntag, 23. März 2014

Jeanno Gaussi - eine Künstlerin in Berlin, geboren in Kabul

Jeanno Gaussi

In der Galerie "koal" in der Brunnenstraße 25 b in Berlin-Mitte gibt es zur Zeit Arbeiten einer Künstlerin von internationalem Rang zu sehen, die 1973 in Kabul geboren wurde, das Land 1978 verließ, in Berlin, Delhi und wieder in Berlin lebte, und mehrmals nach Kabul zurückkehrte, weil sie das Gefühl hatte, dass sie dort etwas finden könnte, das ihr in ihr selbst verborgen ist: Jeanno Gaussi.
Die Auseinandersetzung mit dem zerstörten Land ihrer Herkunft, ihrer eigenen mehrfachen kulturellen Identität und der Neu-Erfindung von Mythen, Ikonen und Möglichkeiten bestimmt ihre künstlerische Arbeit. Sie studierte und arbeitete in vielen Ländern des Nahen Osten, Pakistan, USA u.a., erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien und wurde zur documenta (13) 2012 eingeladen.
Der Berliner Galerist Stephan Koal stellt uns hier freundlicherweise einige Fotos der Ausstellung zur Verfügung.
Die Stuckdecke und Helligkeit des Berliner Altbaus verleiht der Zusammenstellung einen eigenen, zusätzlichen Reiz: Die ausgestellten Objekte scheinen im Raum zu schweben, aus Zeit und Umgebung herausgenommen, sie leuchten. 
Vielleicht der Schwebezustand des gesellschaftlichen Umbruchs, den sie beleuchten ... und der Art, wie die Künstlerin Bruchstücke kultureller Elemente neu zusammenfügt.
 


"War Rug Project"
 

Die Mäntel, Chapan und Peraan genannt, das Gewand eines einfachen wie das eines reichen Mannes, Symbole männlicher / gesellschaftlicher Macht sowie der Tradition, sind hier mit einem irritierenden Futter versehen: poppige Flugzeuge, Waffen, Panzer und ein kleines Reh sind in schablonenhafter Form aufgedruckt. Wie Vogelscheuchen wirken die Gewänder auf den metallischen Garderobenständern. Nutzlos geworden? Erstarrt? Ornamente, deren traditionelle Funktion es ist, den Bezug zur Ewigkeit herzustellen (W. Siano) und sonst ganz andere Musterelemente haben, werden hier umge"münzt" und mit kriegerischen Motiven zusammengedacht - ist das der neue Zeitbezug: der Krieg? Ist es eine boshafte Satire auf jene Ewigkeit, in deren Namen Männer Kriege führen? Ist es die gelebte Ambivalenz dieser Männer, die unfreiwillig in den Krieg hineingerieten und ihn dennoch mitführten?
Jeanno Gaussi bezieht sich auf sogenannte Kriegsteppiche, die es in Afghanistan seit drei Jahrezehnten etwa gibt, Teppiche, in die aktuelle Kriegsdarstellungen eingewebt werden, einer eigenwilligen Form der Bewältigung des Alltags eines Lebens im Krieg, der in Afghanistan seit Jahrzehnten herrscht.



"War Rug Project"


Links im Raum  stehen bemalte Skateboards, die auf Spiegeln stehen, so dass man auch ihre Unterseite sehen kann - ähnlich wie bei den Mänteln die sonst verborgene Innenseite. Die zierlichen Böcke, die schräge Anordnung der Spiegelflächen wirken selbst wieder wie Vehikel oder sonderbare Vierbeiner.

"Dreams on Wheels" 2013

Die Skateboards sind nicht benutzt, ihre Räder und der bunte Lack glänzen. Alltagsgegenstände (Sport, Spiel, Freizeit) in westlichen Städten, hier erhoben zu Kunstgegenständen: Jeanno Gaussi fand in Kabul einen "truckpainter", der normalerweise Lieferwagen, LKWs und Busse bemalt, eine eigene Tradition in Pakistan, Indien und Afghanistan. Nach den Ideen und Wünschen ihrer Besitzer werden die Motive entwickelt.
(Auf meiner fb-Seite findet sich ein Foto von zwei in solcher Weise bemalten Fahrzeuge, die sich "küssen" Tanja Langer Facebook / Afghan Street Photography)
Jeanno Gaussi bat diesen Mann, dessen Name leider nicht genannt wird, die kleinen westlichen "Straßenvehikel", die Skateboards, zu bemalen. Die Motive sind Traumlandschaften, Tiere, phantastische Welten, aber auch ein alter "Hippiebus". Hier:

Skateboard mit Hippiebus, auf der Unterseite ein Löwe Foto:TL

Dieser Bus erinnert zum einen an eben jene bunt bemalten Gefährte in den Straßen von Kabul und anderswo, aber er lässt auch die Assoziation an einen Hippiebus zu, weshalb wir ihn hier einfach so nennen. In den Siebzigern galt Afghanistan neben Indien als eines der Traumziele junger westlicher Reisender, frei, wild, gastfreundlich und von großer Schönheit.
In unserem Roman erzählt Noor Mahboob von ihrer Mutter, die als junge Frau den Weg Richtung Osten genommen hatte, bis nach Afghanistan über Land, sechstausend Kilometer in einem bunten VW-Bus, mit einer Gruppe von Freunden, die Musik liebten und Haschisch. Wie einige von ihnen dann im gelobten Land Afghanistan dem Heroin verfielen, das dort spottbillig war ...
(Kap. 2, 18) Der Hippiebus: Erinnerung an eine Zeit, als nicht Soldaten das Land bereisten, sondern sorglose, wenn auch befremdlich vergnügungssüchtige Touristen (als Vorboten des Kapitalismus?)? Oder erzählt dieser Bus von den glücklichen, friedlichen Zeiten, in denen die Einwohner Afghanistan einst durch das eigene Land fuhren, ohne von Bomben bedroht zu werden?

Auf der Unterseite dieses Hippiebus-Skateboards sieht man einen Löwen.
Im Zoo von Kabul (den Mahboob mit seinem Vater besucht) gab es lange Zeit als fast einziges Tier den einäugigen Löwen Marjan, um dessen Kraft und Mut sich verschiedene Geschichten ranken und der für viele Kabulis der Inbegriff ihres eigenen Stolzes war. (Manche sagen, es sei der traurigste Zoo der Welt.)
Aber vielleicht handelt es sich hier auch um einen ganz anderen Löwen.
Hier noch ein Skateboard mit einer - Madonna.
"Dreams on Wheels" mit Madonna

Im Kabuler Zoo fand Jeanno Gaussi auch jenen Mann, der Passanten fotografiert und in eigenwilligen Porträts von "Ordinary Heroes" neugestaltet. Sie kaufte ihm einige ab und zeigt sie hier (s. website der Galerie:  http://www.galeriekoal.com/exhibitions/current)

Jeanno Gaussi lässt in ihrer Arbeit die Erinnerung an verschiedene Traumelemente - wie kulturelle Elementarteilchen - auf das Skateboard als Inbegriff urbaner, spielerischer Mobilität treffen.
Was ist vertraut - unvertraut in einer Welt, in der Pop und brüchig gewordene Mentalitäten sonderbare Gleichzeitigkeiten ausbilden?
Sie selbst spricht von einer neuen Kontextualisierung von Fragmenten kulturellen Materials, und wie es im sehr liebevoll und hilfreich geschriebenen Begleitblatt der Galerie heißt, sucht sie "nach Spuren dessen, was die Gesellschaft heute ausmacht, jenseits der bekannten, alles erstickenden Bilder von Terror und Tod. Sie findet neue Ikonen, die Halt geben in einem Land ohne Sicherheiten, die zum Inventar der Selbstdefinition wurden für eine Generation, die im Krieg aufgewachsen ist."

Mir persönlich gefällt Jeanno Gaussis kritischer und erfinderischer Blick auf eine Alltagswelt, in der sich einerseits kriegerische Gedanken manifestieren - und andererseits Menschen sich mit Phantasie gegen die Zerstörung behaupten. Ich mag die Vieldeutigkeit ihrer Objekte, in denen man immer mehr entdeckt, je länger man sich mit ihnen beschäftigt, und ihre farbenfrohe Ausdruckskraft, die Jeanno Gaussi in Afghanistan vorgefunden und aufgegriffen hat. 

TL

Bis zum 29.3. kann man die Ausstellung in Berlin noch sehen.



Ein sehr gutes Interview: http://blogs.artinfo.com/berlinartbrief/2012/06/18/jeanno-gaussis-afghan-roots-at-documenta-13/ und http://universes-in-universe.org



 http://www.galeriekoal.com/exhibitions/current

Donnerstag, 20. März 2014

Nouruz - Nauruz - Neujahr in Afghanistan

Heute wird in Afghanistan wie auch in Iran, Azerbaijan, Indien, Kyrgyzstan, Tajikistan, Pakistan, Türkei und Uzbekistan das Frühlings- und Neujahrsfest gefeiert, Nouruz / Nauruz -
 Seit 2003 feiern diese Staaten in einem dieser Länder. Während letztes Jahr in Dushanbe das internationale Neujahrsfest eröffnet wurde, kommen zu diesem Neuen Jahr, 1393, viele Regierungschefs nach Kabul, genauer gesagt nach Paghman. Paghman ist ein grüner und kühler Erholungsort, in den viele Kabuler sich an heißen Sommertagen zurückziehen. Die afghanische Regierung hat enorm viel in und um Paghman gebaut, ausgebaut und erbaut, um seine Gäste herzlich willkommen zu heißen. 
DM

In unserem Roman reist Mahboob mit seinen Eltern zu Nauruz nach Mazar-i-Sharif, er erinnert sich an das Fest (Teil  Drei, II., 10)

Der Augenblick, in dem ich damals vor der Blauen Moschee stand, hat sich meinem Gedächtnis für immer eingebrannt. Wenn ich jemals heimlich Heimweh nach Afghanistan hatte, dachte ich - von aziza udn meinem vater abgesehen - immer zuerst an Malems Laden und dann an diesen Tag in Mazar-i-Sharif. Vielleicht, weil er einer der letzten sorglosen für unsere Familie war.  

Auf unserem Cover sind die Kuppeln der Moschee in Mazar-i-Sharif zu sehen.

Wir wünschen allen Glück und Blumen und Sonnenschein und ein friedliches und Frieden bringendes Neues Jahr!


Nachtrag: Die Arbeiten in Paghman wurden nicht rechtzeitig fertig. Hinzu wurde die Gefahr von Selbstmordanschlägen, die für diese Woche angekündigt wurden, zu groß. Daher wurde kurzer Hand beschlossen, das Fest im Arg zu feiern. Arg ist der Präsidentenpalast. Hier arbeitet und wohnt Hamid Karzai mit seiner Familie. Im Arg haben auch die ehemalige Könige von Afghanistan Zahir Shah und Nadir Shah regiert und residiert.
Gestern feierten das Nauroz-Fest Bürger und Bürgerinnen und Politiker aus allen neun Nationen im Arg mit folkloristischer Musik und Tanz und viel Essen.

Einen sehr schönen Bericht über das diesjährige Nauruz gibt es im Blog "Leben in Afghanistan" von Ronja von Wurm-Seibel hier:



Nach unserer fulminanten Lesung in Potsdam - fulminant wegen des tollen Publikums und der wunderbaren Stimmung - hier der Pressebericht: http://www.pnn.de/potsdam-kultur/838961/

Bericht der ersten Lesereise folgt ganz bald!

Dienstag, 11. März 2014

Ankunft in Berlin


Montagmorgen, Stuttgarter Platz in Berlin: David, soeben aus Stuttgart gelandet, und Tanja, nach schlafloser Nacht, zusammen mit ihrem ersten druckfrischen gemeinsamen Buch! Sekt!

Montag, 3. März 2014

Der Anfang

Eines Tages erhielt ich um fünf Ecken eine Email. Ein Autor, der an seinem ersten Roman arbeitete, suchte eine/n erfahrene/n SchriftstellerIn, um ihm dabei zu helfen. das Thema:Vatersuche in Afghanistan.